IV. Kolozsvár Tavaszy Days, March 19–20, 2025
At the IV. Kolozsvár Tavaszy Days, held in Cluj-Napoca (Kolozsvár) on March 19–20, 2025, Associate Professor Tamás Kodácsy delivered a thought-provoking and well-attended lecture entitled “How Long and How Wide is the Protestant Corridor?”. The conference, jointly organized by the Protestant Theological Institute of Cluj-Napoca, the Collegium Doctorum of the Reformed Church in Hungary, and the Faculty of Reformed Theology and Sacred Music of Babeș-Bolyai University, brought together dozens of theologians, pastors, researchers, and students from across the Carpathian Basin.
Kodácsy explored the metaphor of the “Protestant corridor,” a concept developed within the Communion of Protestant Churches in Europe (CPCE) to describe the space for ethical dialogue among Protestant churches. This corridor represents a bounded yet open space in which churches with diverse cultural and theological backgrounds can engage in conversation on the basis of shared foundations—balancing unity and diversity.
While affirming the usefulness of the corridor metaphor in describing institutional ethical discourse, Kodácsy also offered a critical assessment. He cautioned that the image may unintentionally limit the dynamic, evolving nature of theological discernment, particularly in complex or contested areas where official consensus is difficult to achieve.
To expand the model, Kodácsy argued for the inclusion of what he termed corridor-talks —informal, unofficial conversations that take place in the “hallways” of institutions, much like in schools, workplaces, or public organizations. These spontaneous and often personal exchanges are a natural part of any community, including churches, and they provide space for more honest, vulnerable, and relational engagement — especially around sensitive topics such as gender, sexuality, marriage, and family. Kodácsy pointed out that while corridor-talks are not formal theological statements, they have real influence. In this way, informal conversations can deeply affect how formal positions are eventually formed. The corridor should not only be understood in terms of boundaries or limitations. Etymologically, the term “corridor” derives from the Latin verb currere (to run), while the Hungarian word folyosó is related to folyik (to flow). This linguistic insight underlines that the corridor is not merely a static space of restriction but inherently carries a sense of movement, flow, and dynamic interaction. The corridor, therefore, is not just a place of constraint but of lively discourse, enabling a continuous and evolving conversation within the Protestant community.
Drawing on two CPCE documents —“Before I formed you in the womb…” (2018), dealing with reproductive ethics, and the recently published 2025 document on Gender, Sexuality, Marriage, and Family — Kodácsy emphasized that ethical discernment is not confined to formal channels. The full scope of Protestant dialogue must include these unofficial but essential voices.
By critically evaluating the Protestant corridor metaphor and advocating for the inclusion of corridor-talk as a legitimate and necessary component of ethical reflection, Kodácsy called for a more holistic model of dialogue—one that values structure, but also embraces lived experience, openness, and the evolving nature of Christ’s church.
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IV. Klauseburger Tavaszy-Tage, 19. und 20. März 2025
Bei den IV. Klausenburger Tavaszy-Tagen, die am 19. und 20. März 2025 in Cluj-Napoca stattfanden, hielt der außerordentliche Professor Tamás Kodácsy einen nachdenklich stimmenden und gut besuchten Vortrag mit dem Titel „Wie lang und wie breit ist der protestantische Korridor?“. An der Konferenz, die gemeinsam vom Evangelisch-Theologischen Institut in Cluj-Napoca, dem Collegium Doctorum der Reformierten Kirche in Ungarn und der Fakultät für Reformierte Theologie und Kirchenmusik der Babeș-Bolyai-Universität organisiert wurde, nahmen Dutzende von Theologen, Pfarrern, Forschern und Studenten aus dem gesamten Karpatenbecken teil.
Kodácsy untersuchte die Metapher des „protestantischen Korridors“, ein Konzept, das innerhalb der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) entwickelt wurde, um den Raum für den ethischen Dialog zwischen protestantischen Kirchen zu beschreiben. Dieser Korridor stellt einen begrenzten und doch offenen Raum dar, in dem Kirchen mit unterschiedlichem kulturellem und theologischem Hintergrund auf der Grundlage gemeinsamer Grundlagen miteinander ins Gespräch kommen können – ein Gleichgewicht zwischen Einheit und Vielfalt.
Kodácsy bestätigte zwar die Nützlichkeit der Korridor-Metapher zur Beschreibung des institutionellen ethischen Diskurses, gab aber auch eine kritische Einschätzung ab. Er warnte davor, dass das Bild unbeabsichtigt die dynamische, sich entwickelnde Natur der theologischen Unterscheidung einschränken könnte, insbesondere in komplexen oder umstrittenen Bereichen, in denen ein offizieller Konsens schwer zu erreichen ist.
Um das Modell zu erweitern, plädierte Kodácsy für die Einbeziehung der so genannten Korridorgespräche – informelle, inoffizielle Gespräche, die in den „Fluren“ von Institutionen stattfinden, ähnlich wie in Schulen, am Arbeitsplatz oder in öffentlichen Organisationen. Diese spontanen und oft persönlichen Gespräche sind ein natürlicher Bestandteil jeder Gemeinschaft, auch der Kirchen, und sie bieten Raum für ein ehrlicheres, verletzlicheres und beziehungsorientierteres Engagement – insbesondere bei sensiblen Themen wie Geschlecht, Sexualität, Ehe und Familie. Kodácsy wies darauf hin, dass Korridorgespräche zwar keine formellen theologischen Erklärungen sind, aber dennoch realen Einfluss haben. Auf diese Weise können informelle Gespräche einen großen Einfluss darauf haben, wie formelle Positionen letztendlich gebildet werden. Der Korridor sollte nicht nur im Sinne von Grenzen oder Begrenzungen verstanden werden. Etymologisch gesehen leitet sich der Begriff „Korridor“ von dem lateinischen Verb currere (laufen) ab, während das ungarische Wort folyosó mit folyik (fließen) verwandt ist. Diese sprachliche Erkenntnis unterstreicht, dass der Korridor nicht nur ein statischer, begrenzter Raum ist, sondern dass ihm ein Gefühl von Bewegung, Fluss und dynamischer Interaktion innewohnt. Der Korridor ist daher nicht nur ein Ort der Beschränkung, sondern auch ein Ort des lebendigen Diskurses, der ein kontinuierliches und sich entwickelndes Gespräch innerhalb der protestantischen Gemeinschaft ermöglicht.
Anhand von zwei GEKE-Dokumenten – „Bevor ich dich im Mutterleib gebildet habe…“ (2018), das sich mit der Reproduktionsethik befasst, und dem kürzlich veröffentlichten Dokument zu Gender, Sexualität, Ehe und Familie von 2025 – betonte Kodácsy, dass ethische Unterscheidung nicht auf formale Kanäle beschränkt ist. Die ganze Bandbreite des protestantischen Dialogs muss diese inoffiziellen, aber wichtigen Stimmen einschließen.
Indem er die protestantische Korridor-Metapher kritisch bewertete und für die Einbeziehung des Korridor-Gesprächs als legitimen und notwendigen Bestandteil ethischer Reflexion plädierte, forderte Kodácsy ein ganzheitlicheres Dialogmodell – ein Modell, das Struktur schätzt, aber auch gelebte Erfahrung, Offenheit und die sich entwickelnde Natur der Kirche Christi einbezieht.